Kleinstrukturen aus Steinen

Steinhaufen, Steinwälle und Trockenmauern sind wichtige Lebensraumelemente für Reptilien. Unbedingt auf sie angewiesen aber ist die Zauneidechse nicht. Kleinstrukturen aus Steinen legen wir deshalb nur an Orten an, wo sie traditionell Elemente der Landschaft sind oder waren.

 

Beim Anlegen von Steinstrukturen gilt es einige Regeln zu beachten. Am wichtigsten ist die Wahl des Materials: Mindestens 80 Prozent der Steine sollten eine Korngrösse von 20 – 40 Zentimetern aufweisen. Bei Haufen aus zu grossen oder zu kleinen Steinen entsprechen die Hohlräume nicht den Bedürfnissen der Tiere. Steinhaufen und Steinwälle kann man maschinell schütten oder von Hand aufbauen. Idealerweise jedoch füllen wir Steinkörbe von Hand. Trockenmauern baute man schon immer von Hand.

Einfacher Steinhaufen oder Steinwall

Bis vor wenigen Jahrzehnten sind Steinhaufen und -wälle als Nebenprodukt bäuerlicher Arbeit entstanden. Durch das Pflügen von Ackerflächen wurden laufend mehr oder weniger grosse Steine an die Oberfläche befördert. Die Landwirte schichteten diese sogenannten Lesesteine am Feldrand zu Haufen oder Wällen. Nach Hochwasser oder Lawinenniedergängen mussten Steine aus Weiden und Wiesen gelesen werden. Mit der Intensivierung der Landwirtschaft sind solche Haufen vielerorts verschwunden. Sie von neuem anzulegen macht Sinn. Dabei gilt:

  • Die Grösse ist wenig entscheidend. Idealerweise beträgt sie fünf oder mehr Kubikmeter. Jedoch: bereits Haufen von 0.5 oder weniger Kubikmetern erfüllen ihren Zweck.
  • Eher magere Standorte wählen. Wo diese nicht vorhanden sind, allenfalls den Humus abtragen.
  • Grösse, Form und Aufbau kann den lokalen Gegebenheiten angepasst werden. Unterschiedliche Formen wirken sich positiv aus.
  • Windgeschützte Standorte sind zu bevorzugen. 
  • Grössere Steine eher unten platzieren. Kleinere, flache eher oben.
  • Haufen in ihre Umgebung «ausfransen» lassen. Daneben kann man weitere, kleinere Strukturen anlegen, wenn die spätere Pflege dies erlaubt.
  • Aufgelegte Äste oder dürre Brombeerranken bieten Reptilien zusätzlichen Schutz. Auch verbessern sie das Mikroklima. Den Steinhaufen sollten sie aber niemals vollständig bedecken.

Steinhaufen mit Winterquartier

Mit etwas grösserem Aufwand – und unter Einsatz von Maschinen – können Steinhaufen so konstruiert werden, dass sie auch als Winterquartiere für Zauneidechsen taugen. Vorgehen:

  • Das Gesteinsvolumen beträgt mindestens zwei bis drei Kubikmeter, idealerweise fünf und mehr.
  • Eine Grube von 80 – 100 Zentimetern Tiefe ausheben. Der Boden der Grube sollte so geneigt sein, dass Wasser abfliessen kann. Ideal sind 10 bis 20 Grad Neigung. Wo dies nicht möglich ist, einen Drainagegraben erstellen.
  • Aushub seitlich zwischenlagern.
  • Grubenboden gegebenenfalls mit einer etwa 10 Zentimeter hohen Sandschicht auskleiden.
  • Die Grube mit Gesteinsmaterial auffüllen: Grössere Steine werden eher unten, kleinere flache eher oben und horizontal gelagert. Grössere, hohl liegende Blöcke, die am Rand des Haufens platziert werden, sind eine gute Ergänzung.
  • Totholz – etwa Wurzeln oder grobe Äste – können an der Oberfläche eingebaut werden, idealerweise am Rand.
  • Den Aushub am Schluss auf der von der Sonne abgewandten Seite des Haufens anschütten.

Trockenmauern und Steinkörbe (Gabionen)

Trockenmauern sind ökologisch, kulturhistorisch und ästhetisch wertvolle Elemente der traditionellen Kulturland-schaft. Hier lassen sich fast alle Reptilien beobachten. Trockenmauern am richtigen Standort bereichern den Reptilienlebensraum. Insbesondere, wenn es sich um hinterfüllte Trockenmauern in Hanglage handelt. Der Bau von Trockenmauern ist anspruchsvoll und kostspielig. Bauanleitungen findet man in der Fachliteratur oder im Internet. Eine wachsende Zahl von Gartenbau- und Landschafts-pflegebetrieben bieten den Bau von Trockenmauern professionell an. Steinkörbe (Gabionen) können für Reptilien eine ähnliche Funktion erfüllen wie Trocken-mauern. Man kann sie als hinterfüllte Stützbauten entlang von Verkehrswegen oder an Hanglagen – ja selbst beim Gartenbau – kostengünstig und einfach errichten. Sie besitzen aber nie denselben ästhetischen Wert wie Trockenmauern. Zu beachten gilt:

  • Steinkörbe sollten stets entsprechend der Anleitung des Herstellers errichtet werden. Es gilt dafür Steine mit richtiger Korngrösse zu verwenden: Mindestens 80 Prozent der Steine sollten eine Korngrösse von 20 – 40 Zentimetern haben. 
  • Standfläche der Steinkörbe nach Möglichkeit etwa 50 Zentimeter abtiefen und die Entwässerung teilweise mit Schotter sicherstellen.
  • Steinkörbe können maschinell oder von Hand gefüllt werden. Idealerweise werden die Steine manuell eingeschichtet. Dabei sollte man darauf achten, dass möglichst viele horizontale Zwischenräume entstehen.
  • Besonders attraktiv für Reptilien sind treppenartige Steinkorbverbauungen. Ihre Terrassen dienen Reptilien als Sonnenplätze. Ebenso zielführend sind Steinkörbe mit Hinterfüllungen, die aus Steinen geeigneter Grösse bestehen. 
  • Auf den Steinkörben aufgelegte Äste oder dürre Brombeerzweige können Eidechsen zusätzlichen Schutz bieten.
  • Wichtig: Auf den Einsatz von Geotextilien (Gewebe oder Vliesstoffe) sollte man verzichten.

Steinlinsen

An sonnigen Hanglagen erfüllen Steinlinsen einen ähnlichen Zweck wie Steinhaufen. Die verwendeten Steine liegen aber vollständig unter der Terrainober-fläche. Dies bringt bei der maschinellen Pflege von Böschungen (Verkehrsbegleitflächen etwa) Vorteile. Ein Wegrollen von Steinen lässt sich so verhindern. Zu beachten gilt:

 

  • Das Gesteinsvolumen beträgt mindestens zwei bis drei Kubikmeter. Idealerweise fünf oder mehr.
  • Eine 80 – 120 Zentimeter tiefe Grube ausheben. Der Boden der Grube ist gegen vorne geneigt, damit das Wasser abfliessen kann. Neigung: 10 bis 20 Prozent. Wo dies nicht möglich ist, einen Drainagegraben erstellen. 
  • Fakultativ: Grubenboden mit Sand oder Kies auskleiden. Maximal fünf Prozent des Volumens. Der Aushub wird abgeführt. Kleinere Mengen an nährstoffarmem Aushub können rund um die Linse verteilt werden. 
  • Den Rand der Steinlinse wenn möglich in Form einer geschwungenen Linie gestalten.
  • Auffüllen der Grube mit Gesteinsmaterial: grössere Steine eher unten, kleinere flache eher oben und horizontal lagern. Wurzeln und grobe Ästean der Oberfläche einbauen.
  • In die entstehenden Räume zwischen den Steinen punktuell etwas Sand, Kies oder Erde geben. Damit fördert man Vegetationsinseln.

Kiesgruben, Sandgruben, Steinbrüche

Zu den Standorten, welche die Zauneidechse häufig besiedelt, gehören auch Abbaubetriebe von Lehm, Sand, Kies und Steinen. Auch hier sind meist die Randbereiche der Betriebsareale für die Art besonders wertvoll. In Zusammenarbeit mit den Grubenbetreibern lassen sich Lebensräume oft erweitern oder aufwerten. Der Bau von Kleinstrukturen kann an solchen Abbauplätzen besonders einfach realisiert werden. Das nötige Material wie Sand, Steine oder Totholz findet sich meist in unmittelbarer Nähe. Dazu ist an solchen Standorten auch der notwendige Maschinenpark bereits vorhanden.