Verkehrsbegleitflächen

Saumbiotope entlang von Strassen, Wegen und Eisenbahnlinien stellen in der intensiv genutzten Kulturlandschaft häufig die letzten Lebensräume dar, die der Zauneidechse bleiben. Hier finden die Tiere noch extensiv gemähte Böschungen mit einer günstigen Lage und Ausrichtung. Und hier bieten ihnen Bauwerke oder Kleinstrukturen auch genügend Versteck- und Sonnenplätze. Leider wird der ökologische Wert von solchen Flächen meist unterschätzt. Oder gar nicht erkannt.

Extensiv gepflegte Verkehrsbegleitflächen beherbergen oft starke Zauneidechsenvorkommen. Eisenbahn- und Strassenböschungen sind häufig auch bedeutende Verbindungskorridore.
Extensiv gepflegte Verkehrsbegleitflächen beherbergen oft starke Zauneidechsenvorkommen. Eisenbahn- und Strassenböschungen sind häufig auch bedeutende Verbindungskorridore.

Reptilienfreundlicher Unterhalt von Verkehrsbegleitflächen

Der reptilienfreundliche Unterhalt solcher Flächen erfolgt nach dem Grundsatz «So wenig wie möglich, soviel wie nötig». Das bedeutet:

  • Flächen nicht düngen und nur extensiv mähen, nur in Ausnahmefällen extensiv beweiden.
  • Brachen ausserhalb des Intensivpflegebereichs tolerieren. Nur alle drei bis fünf Jahre im Turnus pflegen oder  nutzen.
  • Mahd möglichst schonend durchführen. 
  • Beschattung durch Bäume und Gehölze verhindern. Aufkommendes Gehölz wenn nötig auslichten. Ein Gebüsch-anteil zwischen zehn und 25 Prozent ist ideal. Zu fördern sind dabei kleinwüchsige, dornige Arten.
  • Mauerwerk, Steinkörbe, Steinlinsen (Steinhaufen) und Totholzstrukturen frei stellen. Ein teilweiser Bewuchs der Umgebung durch rankende Pflanzen ist aber ebenso wünschenswert wie Altgrassäume im Umfeld. 
  • Maschinelle Pflegeeinsätze wenn möglich im Spätherbst oder ausserhalb der Aktivitätszeit der Tiere – vor Sonnenaufgang oder an kalten bedeckten Tagen – durchführen.

Aufwertung von strukturarmen Flächen

Wo genügend Versteckmöglichkeiten wie Mäuselöcher vorhanden sind, können auch relativ strukturarme Flächen – insbesondere Böschungen – von Zauneidechsen besiedelt sein. Deshalb gilt es sorgfältig abzuklären, ob überhaupt ein Aufwertungsbedarf besteht. Falls ja, sind folgende Massnahmen sinnvoll: 

  • Kleinstrukturen aller Art anlegen, zum Beispiel Wurzelstock-Sandhaufen, Ast- und andere Totholzhaufen, Stein-linsen, Steinhaufen, Steinwälle. 
  • Böschungen wenn möglich stufig aufbauen. Gebüschgruppen oder Hecken eher an der Böschungsoberkante platzieren, damit die unteren Partien der Böschung ausreichend besonnt bleiben.

Wertvolle Lebensraumstrukturen auf Verkehrsbegleitflächen:

1 Gebüschgruppe mit Kraut- oder Altgrassaum,  

   beispielsweise ergänzt durch Steinplatten

2 Extensiv gepflegte Böschung 

3 Asttriste oder Totholzhaufen

4 Steinkörbe (Gabionen) mit Hinterfüllung

5 Steinlinse

6 Wurzelstock-Sandhaufen


Fördermassnahmen bei Neubauten und Sanierungen

Neubauprojekte und Strassensanierungen können bestehende Populationen der Zauneidechse gefährden. Gleichzeitig aber sind sie auch eine Chance, Aufwertungen und gezielte Ausgleichsmassnahmen durchzuführen. Zu beachten gilt:

  • Bestehende Strukturen wie Trockenmauern, dornenreiche Hecken und Ähnliches erhalten.
  • Neue Stützbauwerke mit Bruch- oder Bollensteinen (Natursteine, die durch den Weg in Flüssen und Gletschern oft rund geformt sind) hinterfüllen. 80 Prozent des Materials sollte einen Durchmesser von 20 – 40 Zentimetern aufweisen.
  • Zusätzliche Kleinstrukturen einbauen. Vor allem an Stellen, wo ohnehin Mähhindernisse – etwa Masten, Zäune, Leitplanken oder andere Bauwerke – vorhanden sind. Wertvoll sind Wurzelstock-Sandhaufen, Totholzstrukturen aller Art, Steinlinsen oder Steinkörbe.
  • Die Errichtung von Barrieren und Fallen – etwa Lärmschutzwände, Kanäle und Ähnliches – vermeiden. Notfalls sind Kleintierdurchlässe und Ausstiegsrampen einzuplanen.
  • Böschungen mager ausgestalten. Sandlinsen einbauen.
  • Falls wir zur Böschungssicherung Netze verwenden, Produkte von mindestens fünf Zentimetern Maschenweite und aus rasch abbaubarem Material – etwa Naturfasern – verwenden. 
  • Auf harte Böschungs- und Bankettverbauungen verzichten und reptilienfreundliche Systeme wählen. Sehr günstig sind geeignete Steinkörbe oder reptilienoptimierte Bankettsicherungssysteme.

Verkehrsflächen als Chance

Der Strassen- oder Bahnverkehr bereitet Reptilien – dies ganz im Gegensatz zu den Amphibien – kaum Probleme. Überfahrene Tiere sind selten. Es lohnt sich also, Reptilien entlang von Verkehrswegen zu schützen und zu fördern. Das Förderpotential ist hier gross, und die Vernetzung der verschiedenen Lebensräume kann oft einfacher sichergestellt werden als anderswo.